Ferenc Zsoldos geehrt
Vom Raucher zum Dauerläufer
AUSGEZEICHNETE ATHLETEN (4) - Kasseler läuft bis zu 160 Kilometer pro Woche
Kassel – Als Ferenc Zsoldos 2006 den Hamburger Marathon lief, da war er sich sicher, dass er danach keinen weiteren mehr laufen würde. „Das sollte der erste und der letzte Marathon sein“, sagt er rückblickend.
Zsoldos hatte sich zu dem Lauf gemeinsam mit einem Freund angemeldet. Ihr gemeinsames Ziel: Nicht nur das Rennen beenden, sondern auch mit dem Rauchen aufhören. Dem Kasseler gelang beides. Nur die Laufschuhe wieder im Schrank zu verstauen, das schaffte er nicht.
Heute, 17 Jahre später, ist der 53-Jährige insgesamt 75 Marathons gelaufen, darunter zahlreiche Ultramarathons. „Damit hätte ich niemals gerechnet“, sagt Zsoldos.
Während der Kasseler Sportgala ehrte ihn die Stadt Kassel für einen Sechs-Stunden-Lauf, an dem Zsoldos vor etwa einem Jahr in Herne teilnahm. Innerhalb der sechs Stunden lief er 69,16 Kilometer und gewann damit den Deutschen Meistertitel in seiner Altersklasse.
Mental sei dieser Lauf eine ganz besondere Herausforderung gewesen, sagt der 53-Jährige. „Es ist ungewohnt, wenn der Lauf nicht nach einer bestimmten Strecke, sondern einer bestimmten Zeit endet.“ Darüber hinaus sei die Strecke vergleichsweise stupide gewesen. Um nach sechs Stunden das Ergebnis der Laufenden messen zu können, ist es notwendig, dass die Teilnehmenden immer wieder dieselbe kleine Runde laufen. In Herne ist diese weniger als vier Kilometer lang.
Der wichtigste Lauf im vergangenen Jahr war für Zsoldos allerdings ein ganz anderer. „Der Sechs-Stunden-Lauf war ein Trainingslauf“, sagt der Kasseler. Mit diesem habe er sich auf den Mauerweglauf in Berlin vorbereitet. Dieser findet jährlich in Gedenken an die Opfer der früheren DDR-Grenze statt und ist mehr als 161 Kilometer lang.
Trotz der langen Vorbereitung hatte Zsoldos seinen Startplatz für den Mauerweglauf beinahe noch verkauft, denn nur wenige Wochen vor seinem Start steckte er sich mit Corona an. Dementsprechend gering waren vor dem Lauf seine Erwartungen an die eigene Leistung und umso größer sein Erfolg, als er als Dritter aller Einzelläufer die Ziellinie überschritt. Das Rennen, bei dem die Vorbereitung kaum unglücklicher hätte verlaufen können, entpuppte sich zum bisher größten Erfolg seiner Karriere. Die mehr als 161 Kilometer lief der Kasseler in 16 Stunden, 40 Minuten und 15 Sekunden.
„Vielleicht war das Erfolgsgeheimnis, dass ich mir vor dem Lauf keinen Druck gemacht habe“, vermutet der 53-Jährige. Bereits 2021 hatte er an dem Lauf teilgenommen, kam dabei allerdings an seine Grenzen. „Umso schöner ist es, wenn man noch einmal teilnimmt und alles gut läuft“, sagt Zsoldos.
Quelle: Hessische Allgemeine (Kassel-Mitte) vom 17.05.2023, Seite 32